Liebling, ich treffe // Der Storchenfond stellt sich vor!

Schwanger und nun?

Eins weiß ich ganz sicher – ohne Hebamme, nur mit einem Arzt, an meiner Seite oder gar alleine? Möchte ich keine Geburt erleben. Vielleicht wäre sogar meine erste Geburt anders verlaufen, wenn ich die Möglichkeit dazu gehabt hätte, in einem Geburtshaus zu entbinden. Weiß man das? Nein! Aber dass, was man weiß, ist DAS DIE Haftpflichtversicherung in der Geburtshilfe für Hebammen NICHT FAIR ist. Wie es mich schon meine Lieblingsprofessorin in der Ausbildung lehrte: “Eine Geburt ist NICHT versicherbar” Das Leben und alles Lebendige ist es nicht, daran können auch horrende Beiträge an die Krankenkasse nichts ändern. In meinen Augen kommen diese Kosten irgendwann so oder so wieder auf die Krankenkassen zu. Nämlich DANN, wenn das erlebte Geburtstrauma der Frau mithilfe eines Therapeuten aufgearbeitet werden sollte.

Ich möchte Euch gerne ein neues Projekt den Storchenfonds vorstellen. Die Gründer Mira und Deva erklären Euch genau worum es geht und ich möchte von Euch wissen, von all den Mamas und Papas, die selbst Teil einer Geburt waren oder vielleicht beruflich in diesem Feld tätig sind, was sie vom Storchenfond halten? Ist es eine Chance? Oder nur ein Tropfen auf den heißen Stein?

Liebe Mira stell dich und dein Projekt bitte kurz vor?

Hallo Alina,  danke erst einmal für diesen Beitrag zu dieser spannenden Bloggeraktion.

Mein Name ist Mira und ich blogge zusammen mit meinem Partner Deva auf den Seiten Familymag und Babytalk.

Einmal im Jahr organisieren wir zudem die Elternbloggerkonferenz WestFam in Münster. Der Storchenfonds ist eine Art Crowdfunding, mit dem wir Geld sammeln möchten, um möglichst vielen Hebammen die Haftpflichtversicherung zu bezahlen. Die deutschen Hebammen haben ja zur Zeit das Problem, dass sie knapp 7000 € aufbringen müssen, um in der Geburtshilfe Aktiv sein zu dürfen.

Wie bist du auf die Idee zum Storchenfonds gekommen?

Nun muss ich ganz ehrlich sein: Aus Wut. Auf Wut darüber, dass die Geburt meiner Tochter Viktoria so kalt und in der Tat notdürftig betreut war. Ein Kaiserschnitt, bei dem eine Hebamme anwesend war, aber gleich (mit samt dem Baby!) weg musste, da so viel los war. Die Abteilung war so unterbesetzt, dass manche Hebamme außer zum Schlafen gar nicht mehr ihr zu Hause und ihre Familie sah!

Und dann: Mein Traumberuf ist und bleibt der Beruf der Hebamme. Leider habe ich nicht auf mein Bauchgefühl sondern auf das gehört, was alle Menschen um mich herum empfahlen und bin nach dem Abitur Bankkauffrau geworden.

Was natürlich aufgrund meines nicht sehr bankmäßigen Temperaments eher in die Hose ging. Mich macht diese Ungerechtigkeit hier in Deutschland so unfassbar wütend. Wieso kann ein ganzes System so respektlos einer ganzen Berufsgruppe gegenüber sein? Und die Machtlosigkeit, die uns immer wieder vorgetragen wird, möchte ich versuchen zu durchbrechen. Warum können nicht wir Eltern selber etwas bewegen, was die Politik mit all ihren komplizierten Wegen nicht schafft? Wir Eltern klagen darüber, dass es zu wenig Hebammen gibt, die noch zu Hause oder in Geburtshäusern entbinden dürfen. Und wir Eltern klagen über die grotesken Zustände in den immer weniger werdenden Geburtsstationen der Krankenhäuser.

Wenn alle Eltern, die zur Zeit ein Kind erwarten, nur EINEN EURO spenden würden, hätten wir bereits wieder 100 Hebammen mehr in der Geburtshilfe.

Und ist es nicht genau das, was eine Hebamme eigentlich identifiziert? Die Geburtshilfe?! Wir haben schon sehr viele Emails von Hebammen bekommen, die sehr froh wären, wieder in der Geburtshilfe tätig sein zu dürfen. Denen aber leider in der Tat das Geld fehlt.

Was genau ist das Ziel des Fonds?

Ziel ist es, möglichst viel Geld zu sammeln und damit den Hebammen die Summe für die Haftpflichtversicherung vorzustrecken.

Da die Hebammen ja nach einem Jahr unter bestimmten Voraussetzungen das Geld wieder bekommen, würden wir einen Stein ins Rollen bringen, der von alleine relativ gut weiter kommt, denn die Auszahlung des Anteils durch die  Risikoabdeckung würde wieder das nächste Jahr einen Teil der Haftpflichtversicherung bezahlen.

Nach dem Jahr können die Hebammen selber entscheiden, ob sie den Teil, den sie  durch die Risikoabdeckung wieder bekommen, in den Fonds zurück zahlen, oder das Geld in den nächsten Abschlag investieren. Den Hebammen nehmen wir Existenzängste, denn sie wissen nun einmal nicht sicher, ob sie alle Bedingungen erfüllen, um das Geld wieder zu bekommen. Mit dem Storchenfonds können sie sich wieder ganz und gar auf ihre eigentliche Berufung konzentrieren.

Was genau wird am Ende mit eurem gesammelten Geld umgesetzt und wie?

Je nach Höhe der gesammelten Spendengelder, werden wir aus allen Bewerbungen mit Hilfe eines Notars die Hebammen auslosen, welche die Unterstützung bekommen. Da wir nicht selber beurteilen wollen, bei welcher Bewerbung es am dringendsten benötigt wird und viele sehr emotionale Schicksale geschildert werden, wollen wir nicht selber abstimmen o.ä. Das würde dann in jedem Falle ungerecht ausfallen und sich für die Spender nicht gut anfühlen.

Wie können wir dabei helfen den Storchenfonds zu unterstützen?

Jeder hat diese zwei Möglichkeiten, den Fonds zu unterstützen:

  1. Selber spenden. Und ja, JEDER Euro zählt! Würden alle derzeit werdenden Eltern nur einen einzigen Euro spenden, hätten wir bereits 100 Hebammen für ein Jahr unterstützt!
  2. Den Storchenfonds auf allen möglichen Kanälen teilen und darüber sprechen.

Je mehr Menschen davon erfahren, desto mehr Interesse wird dem Projekt gewidmet. Und es gibt sehr viele Menschen, die gerne die Hebammen unterstützenJ

Wo finden wir alle wichtigen Links zum Fonds?

Unter dem Link http://storchenfonds.org teilen wir sowohl alle News , bald aber werden dort auch die Hebammen vorgestellt, die diese Hilfe gerne beanspruchen würden. Außerdem werden dort natürlich die Helfer gelistet.

 

 

 

Was denkt ihr? Ist der Storchenfond, DIE LÖSUNG für unser gesellschaftliches Hebammen Problem? Setzen Mira und Deva hier an der richtigen Stelle an, oder ist es leider doch der falsche Ansatz?

Tags: Geburt, Geburtshilfe, Hebamme, Schwangerschaft, Storchenfond

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Ich bin 34 Jahre jung. Mama von zwei Kindern. Einem Sohn (01/14) und einer kleinen Tochter (08/16). Gemeinsam leben wir am Stadtrand von Köln. Streifen durch die Wälder, kochen, backen und tanzen zusammen. Meinen Blog gründete ich an einem kühlen Februarmorgen im Jahr 2014, als ich nach der Geburt meines ersten Kindes wieder einmal dachte: "So wir mir, geht es sicherlich vielen anderen Eltern da draußen, wieso spricht denn keiner darüber?" In diesem Augenblick traf ich den Entschluss und offenbahrte meinem Partner: "Liebling? Ich blogge - jetzt!" und das war die Geburtsstunde meines Mamablogs. Schön, dass Du den Weg zu mir gefunden hast!
Mutterliebe! Euer Fels in der Brandung Ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf möglich?

Comments

  1. Antworten

    Ich kann verstehen, dass man ab einem gewissen Punkt nach jedem Strohhalm greift. Aber ich muss mich hier Sophie anschließen, ich halte es für den falschen Weg. Im Prinzip ist eine Kapitulation vor den Behörden und Krankenkassen. Wir sollten besser den Druck auf diese Stellen erhöhen, nicht ihre Aufgabe übernehmen und sie somit aus der Verantwortung entlassen. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, dies selbst zu tun. Ich habe dazu vor einiger Zeit selbst für einen Blogartikel recherchiert und bin unter anderem auf einige Petitionen gestoßen. Zumindest hier in Köln gibt es Demos, bei denen man teilnehmen kann. Wenn alle Mamas den Bobbes hochbekommen, dann können wir auch was bewegen.

  2. Nein, ich glaube nicht, dass eine “Rettung” durch Crowdfunding eine Lösung ist. Ganz im Gegenteil halte ich das für den grundfalschen Ansatz. Wir Eltern sind nicht diejenigen, die für die Fehlplanung von Politik und Krankenkassen bezahlen sollten!

    Stattdessen müssen wir weiterhin unsere Rechte einfordern. Ich engagiere mich z.B. im Verein Mother Hood (www.mother-hood.de) und dort arbeiten wir zielführend, sprechen mit Politiker*innen und Medienvertretern und geben den Eltern eine Stimme. Es ist viel wichtiger, solche Initiativen zu unterstützen und nachhaltige Lösungen zu fordern, anstatt selbst Geld zu sammeln. Vereine wie Mother Hood freuen sich übrigens auch über Spenden, damit sie ihre Arbeit noch besser machen können. Hier wäre das Geld sicher besser angelegt!

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