Wie sich mein Körperbild in den letzten zehn Jahren wandelte!

Die wundervolle und wunderschöne Betti vom Blog Frühes Vogerl hat zu einer Blogparade eingeladen.
Sie möchte gerne erfahren, wie sich unser Bild zu unserem Körper nach der Schwangerschaft verändert oder entwickelt hat. Dazu muss ich persönlich etwas weiter ausholen, denn wenn ich zurückblicke, dann schaue ich auf eine sehr, sehr lange Geschichte voller Höhen und Tiefen, die derzeit in einem Gefühl münden, doch dazu später mehr.

Alles fing in relativ jungen Jahren an

Meine Eltern trennten sich, als ich ca. vier Jahre alt war und von da an nahm mein Gewicht stetig und unkontrolliert zu. Mit zehn Jahren besuchte ich zum ersten Mal eine Ernährungsberaterin und tat somit aktiv etwas gegen mein, zu derzeit bestehendes, starkes Übergewicht. In meinen Augen und in den Augen der anderen Kinder war ich zu jener Zeit fett. Doch ich war ein Kind und so verhielt ich mich auch. Ich spielte und das mit großer Leidenschaft, meine Figur interessierte mich damals nicht, denn ich wurde geliebt – von meinen Eltern, von meinen Großeltern von allen Menschen, die mir zu jener Zeit wichtig waren, doch wenn der Druck zu groß wurde und ich das Gefühl bekam, so wie ich war, von anderen Kindern nicht gemocht zu werden fing ich an zu essen und so geriet ich relativ früh in eine immer wiederkehrende Teufelsspirale.

Meine damalige Ernährungsberaterin

erklärte mir interessante Sache, die mir auch wirklich langfristig weiterhalfen. Ich nahm zehn Kilo ab. Von da an normalisierte sich mein Gewicht. Ich fing an mit Sport in meiner Freizeit und lernte mein Essverhalten zu kontrollieren. Diese dickste zeit meines Lebens wiederholte sich nie wieder und doch begann ich fortan ein Leben, in dem Glauben zu dick zu sein. Oft stand ich vor meinem Spiegel und hätte mir am liebsten mit einem Messer in meinen ekelerregenden Bauch mit diesem ekelhaft überschüssige Fett geschnitten, einfach so, alles weg- schmerzlos, kurz, aber Hauptsache endlich normal, so wie alle anderen auch. Doch ich tat es nicht. Zu groß die Scham vor meinen Eltern zugeben zu müssen, wie sehr ich unter meiner Figur litt. Ich war es selber schuld, denn ich aß unheimlich gerne, und während sich die anderen in engen Fitessstudioräumen abquälten, hing ich mit meinen Freunden vor der Tür uns aß und spielte bis in die späten Abendstunden.

Als ich alt genug dazu war, ein paar meiner Entscheidungen selbst zu treffen fing ich an zu rauchen, denn ich hörte, dass auch dies dem Abnehmen förderlich zugutekam. Man hatte weniger Hunger und die Verbrennung würde sich wohl umstellen. Heute weiß ich, dass es mich nur Lebenszeit und Geld gekostet hat – nicht mehr und nicht weniger. Ich trank so viele ungesunde Shakes, lief mein halbes Leben lang einem Ideal nach ohne darauf zu achten, wer ich eigentlich war. Anstatt zu leben konzentrierte ich mich stets darauf jemand anderes zu sein. Kaufte unentwegt Klamotten, die mir viel zu eng waren, in der Hoffnung bald endlich die ungewünschten Kilos los zu werden.

Irgendwann kam noch einmal eine richtig krasse Zeit. Ich trank so diszipliniert, wie nie meine Shakes und sportelte was dass Zeug hielt. Ich glaube, der Auslöser war, dass ein Mensch, in den ich mich damals sehr verguckt hatte, mich eiskalt observierte und sich unerbittlich an meine damals 14 Jährige und somit sieben Jahre jüngere Schwester heran machte. Er schrieb sie andauernd bei Facebook an, versuchte sich mit ihr zu treffen und auf meine Anrufe reagierte er nicht mehr mal. Von jetzt auf gleich war ich für ihn, wie ein nie existierendes Blatt Papier. Das tat weh. Sehr weh sogar. Doch ich schwor mir, dass ein Mann niemals mehr, solche Macht über mich bekommen würde. Die Schuld an der ganzen Situation schob ich meiner hässlichen, aneckelden Figur zu.

Ich nahm ab

Und dieses Mal richtig! Insgesamt schaffte ich es unter 70. Zum ersten Mal schaffte ich die 68 und sah so aus, dass die anderen zum ersten Mal in meinem Leben zu mir sagten: Nun reicht es denn aber auch langsam! Ich aß nichts mehr. Ich trieb Sport ohne Ende und ich gehörte nur noch mir. Das Letzte, was ich zu dieser Zeit gebrauchen konnte, war ein Mann an meiner Seite, der mich wieder unglücklich machen würde. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich frei.

Ich liebte dieses Gefühl – so glücklich zu sein. So zufrieden nur mit mir alleine und mit sonst niemandem. Auch wenn ich heute noch an diese Zeit zurückdenke, daran dnke, wie stolz ich auf mich war, wie mir Hosen passten, die ich niemals vorher je getragen hatte. Es war ein Hammer Gefühl das geschafft zu haben. Ich war so glücklich, wie nie zuvor. An dem Tag, an dem ich endlich der glücklichste Mensch auf der ganzen Welt war, lernte ich meinen jetzigen Freund kennen.

Wir unterhielten uns, küssten uns, quatschen – nichts Festes ganz unverbindlich, denn ich wollte die Freiheit nicht aufgeben, doch dann, irgendwann nach ein paar Wochen merkte ich, dass dieser Mann anders war. Er hörte mir zu. Er sah mich an. Er sah nicht durch mich hindurch. Er verließ mich nicht, wenn es ernst wurde. Er ging nicht, wenn es unangenehm wurde. Er stand auch noch da, als ich nicht mehr damit rechnete. Über diese tiefe Liebe geriet ich wieder in alte Verhaltensmuster und begann wieder zu essen. Begann wieder weniger Sport zu treiben und mich so wie ich war wohlzufühlen. Zumindest so halbwegs, denn irgendwo war immer der Wunsch danach, wieder so dünn zu sein. Kurz vor meiner Schwangerschaft, bekam ich noch einmal so eine Anwandlung und machte richtig, richtig viel Sport. Ich denke, immer dann, wenn ich drohte, an anderen Ecken zu zersplitten widmete ich mich diesem Punkt und begann mich selbst zu reparieren. Irgendwie schaffte ich es immer, an den härtesten Punkten die Scheibe zu drehen und neu zu beginnen, doch wie ist es heute?

Heute

Nach meiner Schwangerschaft sah ich aus, wie ich nie zuvor ausgesehen hatte. Zum ersten Mal verzeichnete mein Bauch Risse. Schwabbelte und alles, was ich damals dachte, was schlimm gewesen sei, war nun überhaupt kein Ausdruck mehr. Mit zehn Kilo mehr, als je zuvor und alten Bildern auf denen ich heute sicherlich als vollschlank durchgegangen wäre, änderten jedoch nichts an meinem neuen Gefühl zu mir selbst.

Ich war glücklich. Ich legte meinen Sohn an meine Brust und bekam die Anwandlung purer Freude, dass mein Körper zu so etwas fähig war. Ich legte ihn in meine Arme, auf meinen Bauch und stillte ihn. Ich schaute ihm dabei zu, wie er sich satt trank aus meiner Brust und sich anschließend so selig reckte, als würde es nichts Vollkommeneres geben, als von Mamas Brust zu trinken. Doch nicht nur das. Auch, wenn das Stillen nicht geklappt hätte wäre es so gekommen, denn er nahm mich,wie ich war. Liebte mich,wie ich war und streichelte meinen Bauch so, wie er war. Ohne einen abschätzigen Blick ohne eine Art des Grolls oder der Irritation, so wie er mich ansieht bin ich perfekt für ihn. Er erkennt an mir nichts anderes, als an anderen Frauen . Er wertet nicht. Er urteilt nicht und mit dieser Liebe im Herzen begann ich mich selbst zu lieben.

Heute bin ich, wie ich bin. Ohne Hass. Ohne Ärger. Ohne Wünsche anders zu sein. Heute kaufe ich die Konfektionsgröße 42 nicht, weil ich Sie habe, sondern weil Sie bequem ist. Heute stelle ich mich nicht mehr auf die Waage, denn egal wie viel ich wiege Hunger habe ich zu irgendeinem Zeitpunkt des Tages so wieso. Mein Gewicht ändert an dieser Tatsache überhaupt nichts. Ich trinke keine Shakes mehr, weil ich meinem Körper nie wieder schaden will. Ich will, dass er glücklich ist. Das er sich nährt aus guten Dingen und Kraft hat für die wichtigen Dinge am Tag. Ich will einfach nur Leben und das jeden Tag aufs Neue, so wie es kommt, ganz egal in welcher Kleidergröße.

Als ich mich vorgestern zufällig auf die Waage stellte, hab ich durch Zufall gesehen, dass ich zwei Kilo abgenommen habe, einfach so, doch in den letzten Wochen habe ich nie auf meine Ernährung geachtet. Ich habe gespielt, ich habe gelacht und ganz viele wunderschöne Küsse bekommen und das ist das Einzige, was mir so lebhaft in Erinnerung geblieben ist, das es sich lohnt davon zu berichten.

 

 

 

Schau nur genau hin, siehst DU, wie schön du bist?!

 

Tags: Blogparade, Gedanken, natürlich schön, Schönheit

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Ich bin 34 Jahre jung. Mama von zwei Kindern. Einem Sohn (01/14) und einer kleinen Tochter (08/16). Gemeinsam leben wir am Stadtrand von Köln. Streifen durch die Wälder, kochen, backen und tanzen zusammen. Meinen Blog gründete ich an einem kühlen Februarmorgen im Jahr 2014, als ich nach der Geburt meines ersten Kindes wieder einmal dachte: "So wir mir, geht es sicherlich vielen anderen Eltern da draußen, wieso spricht denn keiner darüber?" In diesem Augenblick traf ich den Entschluss und offenbahrte meinem Partner: "Liebling? Ich blogge - jetzt!" und das war die Geburtsstunde meines Mamablogs. Schön, dass Du den Weg zu mir gefunden hast!
Schwanger: Wie sage ich es ihm? VEGANES REZEPT | Kürbissuppe

Comments

    • Alexandra
    • 12. Dezember 2016
    Antworten

    Liebe Alina,
    danke für deine ehrlichen Worte. Ich bewundere dich dafür, dass du nach so langem und harten Kampf zu dir gefunden hast. Ich selber bin leider noch lange nicht so weit und trauere meinem altem Körper vor den zwei Schwangerschaften sehr hinterher. Wenn ich meinen Bauch ansehe, sehe ich einen zusammengefallenen Luftballon gefüllt mit Wackelpudding. Wenn ich das meinem Mann erzähle, würde er mich für verrückt halten. Er liebt mich so wie ich bin und sieht mich mit ganz anderen Augen als ich selbst.

    • Eni
    • 5. September 2015
    Antworten

    Ein sehr ehrlicher und berührender Beitrag, liebe Alina! Wie weggeblasen, all die Zweifel. Dein Sohnemann, Dein Freund und Deine Erfahrungen haben Dir diese wundervoll gesunde Einstellung beschert.

    Bewahr sie Dir!! Denn wenn DU glücklich bist, ist es Dein Körper auch. Glücklich und gesund!

    LG, Eni

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