Unsere Mutter Sohn Beziehung auf dem Prüfstand

Dann sehe ich dich wie du einst ziellos nach meiner Hand griffst. Wie ich dich in den Armen wiegte und darauf hoffte, dass diese Zeit niemals vorbei gehen würde.

Ja, diese Zeit ist vorbei gegangen und das noch so viel, viel schneller, als ich es je erwartet hätte – mein kleines Baby. Manchmal, wenn du im Auto einschläfst nehme ich dich im Wiegegriff in meine Arme, dein ganzer Körper ragt über meine Arme hinaus. Nichts ist mehr so wie vor ein paar Monaten noch war und doch, wenn ich deine Lippen genau betrachte sehe ich dieses kleine Baby wieder in dir. Das Bedürfnis nach Schutz und Geborgenheit, das was du den Tag über ablehnst. Du willst deine eigenen Erfahrungen sammeln was mich schier in den Wahnsinn treibt, da du nicht verstehst wie gefährlich manche deiner Entscheidungen sein können.

Mutter Sohn Beziehung auf dem Prüfstand

Eigentlich will ich dich so viel machen lassen, denn ich liebe es durch deine Augen schauen zu dürfen, doch manche Dinge sind so Brand gefährlich. Du kleiner Räuber auf Expedition, wie wahnsinnig du mich doch machst, wenn du dein Köfferchen voll Ideen packst und auf Wanderschaft ziehst.

Nicht erst einmal hast du gegen unseren großen Spiegel aus Glas mit aller Wucht gehauen und das mit dem breitesten Lächeln, das diese Welt je gesehen hat. Der Herd hat nicht erst ein Lieblingsteil deiner geliebten Mutter verschlungen. Du findest es wohl interessant die Dinge auf eine heiße Herdplatte zu legen, die Papa – Mama einmal schenkte. All das hat mir viel bedeutet. Jeder Lippenstift der dich in letzter Zeit zierte war ein Herzens – Stück von mir, das mir neben der Liebe zu dir, die nicht mit so etwas zu vergleichen ist, aber dennoch ein Teil von mir ist und wertvoll für mich war.

Geendet hat die letzte Zeit in vielen Tränen, denn das letztendlich mein heiliges Michael Kors Portmonee auf dem Herd landete hat mir den Rest gegeben. Alles gebe ich dir – meine ganze Liebe, meine ganze Zeit, mein ganzes Leben. Doch diese Kleinigkeit war einfach meins. Ja, es tat weh auch wenn ich froh war, dass dir nichts passiert ist bzw. uns, war es dennoch nicht so einfach auf diese Weise zurück in die Realität geholt zu werden. Schön wäre es, wenn du anfingst auf mich zu hören, das würde mir mal das Gefühl geben, dass meine Mühe und meine Erziehungsarbeit bei dir Früchte tragen und ich endlich die Palmen aus unserer viel zu kleinen Wohnung abreißen könnte.

Wobei ein wenig Süden in unserer bescheidenen Hütte ist vielleicht gar nicht so verkehrt mein kleiner Schatz. Und ich denke, dass wir zwei erst am Anfang eines interessanten Weges stehen oder? Doch das wichtigste ist doch, das egal wie ein Tag war, wir zwei am Ende eines Tages immer zueinander finden werden. Ich lege dich jeden Abend mit viel Bedacht und Sorgfalt hin. Meine letzten Worte, egal wie sauer ich zu irgendeiner Zeit am Tag auf dich war, meine letzten Worte am Ende eines Tages werden immer sein:

Schön, dass es dich gibt. Danke, dass es dich in meinem Leben gibt.

Samuel

Es ist mir so wichtig, dass du immer das Gefühl haben wirst von mir geliebt zu werden und ich dankbar bin für diese unvergessliche Zeit mit dir. Am Ende eines Tages sollst du mit dem Gefühl einschlafen ein geliebter kleiner Junge zu sein, der diesen Platz hier mit so viel Freude und Liebe ausfüllt.

Mein kleines süßes Baby, das ich dich in den Armen halten und schützen werde – ein Leben lang – zu jeder Zeit, das steht außer Frage. Bewusst oder unbewusst das ist egal, denn ich werde auf irgendeiner, dieser zwei Arten deine Hand halten und dich stützen. Werde da sein, wenn du nach mir rufst und mich entfernen, wenn du es von mir verlangst.

Du willst deine eigenen Wege betreten. Deine eigenen Schritte lernen und das ist okay, damit werde ich irgendwann lernen können besser umzugehen und dich deine Erfahrungen machen lassen. Du wirst dir wehtun, du wirst krank werden – ich kann dich nicht vor allem beschützen, aber ich kann dir aufhelfen, wenn du es alleine nicht schafft. Ich kann dir deine Stirn kühlen, wenn es dir nicht gut geht. Ich kann dir meine Hand reichen, wenn du für kurze Zeit eine Stütze brauchst. All das und noch viel mehr für das es eigentlich überhaupt keine Worte gibt, werde ich ein Leben lang für dich tun.

Aus der Entfernung werde ich dir immer zu schauen, werde immer mit dir leiden, werde dich immer in meinen Armen sehen wie ich dich hin und her wiegte und ich werde dich immer mehr lieben, als alles andere auf dieser vollkommen Welt, denn das ist sie seit du hier bist. Egal ob ich sauer bin, genervt oder traurig, oder voll Angst – ich werde dich immer mehr lieben, als jeden anderen Menschen, egal wie überfordert ich auch sein mag.

Deine Mutter

 

Tags: Brief einer Mutter, Leben als Mutter, Überforderung

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Ich bin 34 Jahre jung. Mama von zwei Kindern. Einem Sohn (01/14) und einer kleinen Tochter (08/16). Gemeinsam leben wir am Stadtrand von Köln. Streifen durch die Wälder, kochen, backen und tanzen zusammen. Meinen Blog gründete ich an einem kühlen Februarmorgen im Jahr 2014, als ich nach der Geburt meines ersten Kindes wieder einmal dachte: "So wir mir, geht es sicherlich vielen anderen Eltern da draußen, wieso spricht denn keiner darüber?" In diesem Augenblick traf ich den Entschluss und offenbahrte meinem Partner: "Liebling? Ich blogge - jetzt!" und das war die Geburtsstunde meines Mamablogs. Schön, dass Du den Weg zu mir gefunden hast!
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