Meine Schwangerschaft: Geburtsvorbereitungskurs ja oder nein?

In meiner ersten Schwangerschaft musste ich nicht lange überlegen, ob ich mit meinem Partner einen Geburtsvorbereitungskurs buchen möchte und eine antwort auf die Geburtsvorbereitungskurs ab wann. In meinem Kopf schwirrte der einzig gültige Kodex: Das macht man so! Wir entschieden uns nach kurzer Planung einen Kurs über ein paar Wochen zu absolvieren. Wir drückten also ab der 30SSW mit acht anderen Pärchen ca. acht Mal die Geburtsvorbereitungsbank und fühlten uns im Anschluss blenden vorbereitet.

Geburtsvorbereitungskurs: Vorbereitet auf was?

Am Anfang der zweiten Schwangerschaft stand ich erneut vor der Frage: Geburtsvorbereitungskurs ja oder nein? Mein erster Gedanke war ein klares nein. Dieser Gedanke entsprang aus dem Gefühl heraus auf die letzte Geburt nicht ausreichend vorbereitet worden zu sein. Ich dachte, dass kein Geburtsvorbereitungskurs die Gabe besitzen wird, eine schwangere Frau je auf das vorzubereiten, was letztendlich unter einer Geburt passiert.

Der erste Geburtsvorbereitungskurs war nett. Wir, als Paar konnten viele nützliche Informationen rund um das Thema stillen, Wochenbett und die natürliche Geburt mit nach Hause nehmen. Alles, was von der Norm abwich, wurde besprochen, aber nicht angepackt. Die gemeinsame Zeit mit den anderen Pärchen möchte ich dennoch nicht missen. Noch heute stehen wir in einem engen Kontakt, der uns alle freut. Es hat einfach gepasst.

geburtsvorbereitungskurs

Nach der Feststellung meiner zweiten Schwangerschaft stand ich vor der wichtigen Frage, ob mir bei der letzten Geburt Dinge gefehlt haben, die ich durch einen eventuell zweiten Geburtsvorbereitungskurs aufbessern könnte. Nach einem intensiven Gespräch mit einer sehr klaren, sachlichen Hebamme ist sicher – ja, mir haben anpackbare Dinge gefehlt. Aus diesem Grund konnten wir keinen Einfluss auf die Geburt nehmen.

Eine selbstbestimmte Geburt steht und fällt mit einer guten Hebamme im Kreißsaal. Ich hatte nur mich und viele Ärzte, die einen Kaiserschnitt wollten.

Die Unsicherheit über die heftigen Wehen, der unklare Begriff des Geburtsstillstandes und die große Schwäche durch das heftige Erbrechen ließen mich letztendlich nach einem Kaiserschnitt flehen.

Ich weiß, dass der Kaiserschnitt eine gute Option gewesen ist. Zwei Jahre später weiß ich ebenfalls, dass der Geburtsverlauf vollkommen normal verlief. Das Erbrechen kam höchstwahrscheinlich durch die Einleitung mit einem Rizinuscoctail, der heftig auf Darm und Magen anschlägt. Der Geburtsstillstand entstand durch meine Verkrampfung bei den Wehen (die Wehe war mein größter Feind. Ich verkrampfte alles was ging) und durch meine große Unsicherheit, so wie eventuell durch die falsche Lage des Kindes. Und meine Wehen fielen durch die Einleitung wahrscheinlich von Anfang an anders aus, als bei einer natürlich beginnenden Geburt.

Ich habe gelernt, dass jeder Eingriff in den Geburtsverlauf ein Eingriff in die selbstbestimmte Geburt ist und demnach ein Risiko für eine natürliche Geburt dastellt. Dies beginnt bei einer Nadel im Arm und endet bei dem Schmerztropf, den man eventuell schneller bekommt, als gut für einen ist. Dies und vieles, vieles mehr weiß ich heute. Hauptsächlich durch Bücher, die ich mir durchgelesen habe, um besser informiert zu sein. Um schneller eingreifen zu können und um meine Selbstbestimmtheit im Kreißsaal behaupten zu können!

Wofür der zweite Geburtsvorbereitungskurs?

Diesen Punkt hat unsere Hebamme klar benannt: Es gibt keine 1 zu 1 Betreuung im Kreißsaal mehr. Die ultimative Betreuung, die wir in der Erföffnungsphase haben besteht in der Begleitung unserer Männer. Unsere Hebamme hat sich im Kurs die Aufgabe gemacht unsere Männer so auf die Geburt vorzubereiten, dass sie keine Angst haben. Dass sie uns zurück ins Atmen bringen, wenn wir vergessen haben wie es funktioniert. Sie sind unsere Geburtshelfer. Sie zeigen uns was wir ausprobieren könnten.

Unsere Männer sind unsere Stütze, die immer da ist, wenn wir es zulassen. Sie brauche nur das richtige Wissen um uns an den richtigen Stellen zu unterstützen. Ein Punkt, der mich zusätzlich sehr beeindruckt hat ist, dass sie immer wieder wiederholte, dass wir unsere Wehen mit ins Boot holen müssen. Machen wir sie zu unserem Feind – verlieren wir. Die Wehe ist stärker. Eine nicht so gute Wehe ist kein verlorener Kampf, es ist eine nicht so gute Wehen. Die nächste wird besser!

Neben ganz vielen sachlichen Informationen bereitet sie uns auf ein Erlebnis vor, dass nicht einfach wird, aber machbar – MIT der richtigen Unterstützung, sinnvollen Techniken und mit dem richtigen Boot, dem wir die Hand reichen sollten.

Patrick und ich sind gut vorbereitet. Zumindest fühlt es sich so an.

Wie ist das bei Euch? Oder wie ist es bei Euch gewesen? Was ist Euch in Erinnerung geblieben und welche Tipps waren wirklich hilfreich, oder vielleicht auch nicht so gut?

Eure Alina!

 

Betti vom Blog frühes Vogerl hat zu diesem Thema ebenfalls einen sehr tollen, vor allem hilfreichen Beitrag geschrieben. Sie besuchte in ihrer zweiten Schwangerschaft keinen Kurs. Warum? Darüber schreibt sie.

 

Tags: 35SSW, Geburtsvorbereitungskurs, Schwangerschaft

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Ich bin 34 Jahre jung. Mama von zwei Kindern. Einem Sohn (01/14) und einer kleinen Tochter (08/16). Gemeinsam leben wir am Stadtrand von Köln. Streifen durch die Wälder, kochen, backen und tanzen zusammen. Meinen Blog gründete ich an einem kühlen Februarmorgen im Jahr 2014, als ich nach der Geburt meines ersten Kindes wieder einmal dachte: "So wir mir, geht es sicherlich vielen anderen Eltern da draußen, wieso spricht denn keiner darüber?" In diesem Augenblick traf ich den Entschluss und offenbahrte meinem Partner: "Liebling? Ich blogge - jetzt!" und das war die Geburtsstunde meines Mamablogs. Schön, dass Du den Weg zu mir gefunden hast!
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Comments

  1. Antworten

    Liebe Alina,
    ich hab ja die Woche auch schon aufgeschrieben, warum ich dieses Mal keinen Kurs mehr mache: http://fruehesvogerl.blogspot.de/2016/07/argumente-rund-um-den.html

    Find das aber total nachvollziehbar, wenn man das Bedürfnis hat, und vor allem, wenn man, wie Du ja schon mehrmals geschrieben hast, nicht so gute Erfahrungen gemacht hat.

    Ich wünsch Dir für die kommende Zeit und für die Geburt alles Gute,
    liebe Gruß, Bettie

    1. Liebe Betti,

      ich habe dich jetzt unten verlinkt. Entschuldige, dass hatte ich ganz vergessen -wollte ich aber so wieso getan haben. :)
      Danke für deine lieben Worte. Ich drück dich virtuell und hoffe es geht dir gut.

      Alina

    • Lorena
    • 15. Juli 2016
    Antworten

    Die Geburt meiner Tochter ist jetzt 12Wochen her. Ich besuchte mit meinem Mann auch vorher, über mehrere Abende, einen Vorbereitungskurs. Im Nachhinein hat der Kurs mir nicht viel gebracht, außer meine Ängste (z.B. PDA und Risiken) verstärkt. Leider war es auch nicht eine so tolle Truppe und die Chemie mit der leitenden Hebamme passte nicht.
    Ich hatte zum Glück eine Beleghebamme. Und das war das Beste was mir passieren konnte! Sie kam bei regelmäßigen Wehen zu mir nach Hause. Wir sind dann zusammen ins Krankenhaus gefahren, wo sie mich bis ich mit der kleinen Maus auf dem Zimmer lag betreut hat.

    1. Das ist wahrlich ein riesen Glück. Ich hätte auch gerne eine, aber leider ist die Situation hier zu angeespannt. Ich habe einfach keine gefunden.

      Liebste Grüße und danke für deine Erfahrungen.
      Alina

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